Donnerstag, 2. Mai 2013

Berlin oder warum ich nie heiratete

Der Hans hat mich an eine alte Geschichte erinnert:

Als ich 13 Jahre alt war flog ich mit meiner Mutter nach Berlin.
Es war mein erster Flug. Mit der PanAm...
gibt es nicht mehr, ging in den 80ern Pleite.

Ja, damals ist man noch nicht im Windelalter geflogen, damals war das noch was besonderes. Berlin war auch nicht Hauptstadt, sondern eine demokratische Insel umringt vom Sozialismus und eingeknastet durch eine Mauer. Entsprechend spannend war es und die Berliner waren - sagen wir - speziell...

Berlin war eine tolle Stadt. Das erste Mal, dass ich Großstadtluft schnupperte. Also so richtig.

Wir stiegen im Hotel Kempinski am Ku'Damm ab. War damals ein recht nobles Teil, mit Pool und Wellnessbereich. Wohl gemerkt wir reden von den 80ern, da hatte noch nicht jedes 2-klassike Hotel eine Sauna.

Wir gingen shoppen. Damals ganz hoch im Kurs und nur in Metropolen zu finden der Mode-Schwede. Ich kaufte mir eine pinkfarbene Long-Bluse die ich zu einer Haremshose kombinierte...

Man das war schick! Ich kam mir vor, als ob mir die große weite Welt zu Füßen läge.

In diesem Outfit gingen meine Mutter und ich eines Abends in ein italienisches Lokal, in der Uhlandstraße. Es war klein und überschaubar, es gab ein bisschen Außenbestuhlung und der Kellner oder vielleicht auch Chef machte meiner Ma schöne Augen.

Irgendwann, wir hatten gerade bestellet, kam ein ziemlich dicker Mann ins Lokal. Das Personal wurde ganz aufgeregt und kaum saß der dicke Herr auf seinem Stuhl hatte er auch schon ein Glas Rotwein vor der Nase.

Aha, anscheinend ein Stammgast, dachte ich.  Nach kurzer Zeit widmete ichmich  meinem Essen, das zeitgleich mit der mindestens doppelt so großen Portion des dicken Mannes kam, der an einem kleinen Tisch direkt neben uns saß und mit dem ich unweigerlich Augenkontakt hatte, wenn ich vom Tisch aufsah.

Ich weiß nicht mehr wie es dazu kam, aber irgendwann saß der Dicke an unserem Tisch und unterhielt sich mit uns. Nein, er ließ - vermutlich - den Wirt dolmetschen, der sich ebenfalls zu uns gesetzt hatte, denn er sprach kein deutsch.

Dann plötzlich, fing er an zu trällern, nein zu singen, nein, ich weiß nicht wie ich das bezeichnen soll.
Er sang das Ave Maria und ich musste unwillkürlich anfangen zu weinen. So schön war es. Die Stimme erfüllte den Raum und erfasste mein Herz.

Als er fertig war sah er meine Tränen lachte und sagte: "Du bist ein wirklich nettes Mädchen, wenn du mal heiratest singe ich dieses Lied auf deiner Hochzeit. Gib mir einfach bescheid."

Ich frage (mit Hilfe des Wirts natürlich): "Aber wie kann ich sie erreichen. " Denn just in diesem Moment habe ich entschieden mir schnellstmöglich einen Mann zu suchen und zu heiraten."

Der Dicke sagte: "Du wirst mich finden." Stand auf und ging.

Der Wirt verabschiedete ihn mit Signore Pavarotti....

Als ich einen Mann gefunden hatte der es - meiner damaligen Meinung nach - eventuell wert gewesen wäre, dass ich ihm das Ja-Wort gebe, war Herr Pavarotti leider schon etwas älter und getraut habe ich mich dann doch nicht ihn an die Begebenheit zu erinnern, aber ohne dieses Ave Maria von Herrn Pavarotti traute ich mich dann doch nicht mich zu trauen (lassen);-)



Nachtrag: Ich habe ein neues Label "Kindheitserinnerungen" eingefüht und deshalb den Titel geändert, also nicht wundern;-)

6 Kommentare:

  1. Wow! Ein schönes Post aus dem Schatzkästchen Deiner Erinnerungen!

    Wird leider schwierig werden, einen adäquaten Ersatz für den grossen Pavarotti zu finden, falls Du doch noch irgendwann heiraten solltest! ;-)

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  2. Mir hat der Stehgeiger, der immer in der Innenstadt von Würzburg spielte, versprochen "White a Shade of Pale" auf meiner Hochzeit zu spielen.....jetzt ist er tot und ich hab immer noch keine zu heiraten gefunden....aber was ich so lese hab ich glaube ich ausser einer Party nicht viel versäumt.

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  3. Schöne Geschichte :-) und eine tolle Erinnerung!

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  4. Da fällt mir als Erstes wieder ein: "Buhuhu, warum gba es keine zweite Staffel der Serie PANAM!?" :D

    Was für eine tolle Geschichte! Und so schön geschrieben :) Richtig toll! Und Pavarotti in live... WOW!

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  5. Eine schöne Geschichte.
    Und eine Begebenheit, die man nicht vergißt.
    Liebe Grüße
    Irmi

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  6. WIE GEIL!!!!
    Du Glückspilzin!

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